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Frequenzen des Widerstands

Ein Porträt des Rundfunkautisten

Ein Leben außerhalb der Norm

Der Rundfunkautist ist eine vielschichtige Persönlichkeit an der Schnittstelle von Neurodiversität, digitalem Aktivismus und tiefgreifender Systemkritik. Seine Lebensgeschichte ist mehr als eine persönliche Chronik – sie ist eine Fallstudie über die Herausforderungen, denen sich Menschen stellen müssen, die gesellschaftlichen Schablonen und normativen Erwartungen widersprechen.

„Ich bin ein Blatt, das in keine Schublade passt."

Diese Selbstbeschreibung fasst eine Existenz zusammen, die durch neurodivergente Wahrnehmung, homosexuelle Identität und strukturelle Desintegration geprägt ist. Das Verständnis seiner Kämpfe und Analysen bietet einen seltenen Einblick in die Bruchlinien einer Gesellschaft, die oft nicht in der Lage ist, jene zu integrieren, die ihre grundlegenden Annahmen infrage stellen.

Facetten einer Identität

Persönliches Profil

Neurodiversität und psychische Gesundheit

Als offener Mental Health & Neurodiversity Advocate thematisiert er seine Diagnosen, um Stigmata abzubauen und für mehr Verständnis zu werben. Seine Neurodivergenz prägt fundamental seine Wahrnehmung und Interaktion mit der Welt:

Weltanschauung und politische Positionen

Seine politischen Überzeugungen sind das direkte Ergebnis seiner gelebten Erfahrungen mit Ausgrenzung und systemischer Ungerechtigkeit:

Lebensweg: Eine Chronik des Werdens

Frühe Prägung: Zwischen Technikfaszination und Trauma

Schon in frühester Kindheit zeigte sich eine tiefe Faszination für Technik. Als Kleinkind experimentierte er mit Kabelanschlüssen, erhielt mit vier Jahren seinen ersten Computer und brachte sich im Grundschulalter autodidaktisch HTML bei, um eigene Webseiten zu erstellen. Diese technische Neugier erstreckte sich bald auf die Welt des Rundfunks, als er begann, über Computerlautsprecher Mittelwellenprogramme zu empfangen.

Doch diese Begeisterung stand im Schatten prägender traumatischer Erfahrungen. Als Kind wurde er aus seinem vertrauten Umfeld gerissen – ein Ereignis, das er als Entführung empfand. In der Schule wurde seine Neugier bestraft: Das Stellen von Fragen führte zu Wutausbrüchen von Autoritätspersonen. Solche Erfahrungen lehrten ihn früh, dass Anderssein bestraft wird.

„Ich erinnere mich an die Geolehrerin, die ausrastete, als ich fragte, ob die Sonne mal explodiert. Da wurde mir klar: Neugier wird bestraft. Alles, was ich fühlte oder fragte, war falsch. Seitdem: kein Interesse mehr am Leben. Ich wurde mundtot gemacht."

Die Passion zum Beruf: Der Weg in die Medienwelt

Seine jugendliche Leidenschaft für den Rundfunk professionalisierte sich zunehmend. Er betrieb eigene Webradio-Projekte und begann 2013 ein über ein Jahrzehnt andauerndes Dokumentationsprojekt. Mit beeindruckender Detailtiefe erfasste er Abweichungen, Pannen und technische Besonderheiten im deutschsprachigen Rundfunk.

Unter den Namen „ahsiss", „drod" und zuletzt „BroadcastMirror" dokumentierte er diese Feinheiten und baute eine Plattform für Rundfunknerds auf. Dabei setzte er professionelle Werkzeuge wie DVBViewer, TransEdit und TSDoctor ein, um Transportströme zu analysieren und technische Anomalien zu untersuchen.

„Was andere als technische Details abgetan hätten, war für mich Kunst. Der legendäre Zeilenfehler in der ZDF HD-Sendeabwicklung war einer dieser Momente, für den ich mich nahezu aufgeopfert habe."

Diese intensive Arbeit mündete in eine dreijährige Berufserfahrung als medientechnischer Assistent bei einem Hörfunkveranstalter, was seine Expertise weiter festigte, ihn aber auch zunehmend in eine krankhafte Obsession trieb, die zu seiner Isolation führte. Im September 2024 beschloss er endgültig, das Kapitel BroadcastMirror zu schließen – eine Dekade voller Rundfunkgeschichte ging zu Ende.

Der Bruch: Rückzug aus der ehrenamtlichen Medienarbeit

Von Juli 2021 bis Januar 2024 arbeitete er nach einem Praktikum ehrenamtlich bei einem nicht-kommerziellen Lokalradio in Halle (Saale). Was als hoffnungsvolles Engagement begann, endete in einem psychischen Zusammenbruch. Trotz transparent kommunizierter psychischer Vorbelastungen und Neurodivergenzen suchte er dort Halt und Teilhabe.

Er erlebte, wie seine Neurodivergenz und gesundheitlichen Einschränkungen gegen ihn verwendet wurden. Muster von emotionaler Manipulation, Gaslighting und Ausgrenzung führten zu schweren Depressionen und Panikattacken. Ende 2023 war er psychisch am Ende, musste seine Fachoberschule abbrechen und verlor die Perspektive auf ein Studium. Im Januar 2024 verließ er den Verein zum Selbstschutz und begab sich in psychiatrische Behandlung.

Dieser Vorfall zwang ihn, der ehrenamtlichen Medienarbeit den Rücken zu kehren und seinen Fokus vollständig auf die eigene psychische Gesundheit und persönliche Heilung zu legen.

Stimme des Widerstands: Positionen zur Medienlandschaft und Gesellschaft

Die gescheiterte Medienlandschaft

Seine Kritik am deutschen Mediensystem ist umfassend und differenziert. Er sieht die gesamte Landschaft als reformbedürftig und beschreibt sie in drei gescheiterten Säulen:

Als konstruktiven Gegenentwurf fordert er ein „öffentlich-rechtliches soziales Content-Netzwerk mit offenen Protokollen" und eine grundlegende Neuausrichtung der Rundfunkangebote.

Digitale Souveränität als Widerstand

Seine Haltung zur Technologie schwankt zwischen tiefer Faszination für ihre Möglichkeiten und ebenso tiefer Skepsis gegenüber ihrer missbräuchlichen Anwendung. Sein geplanter „radikaler Umstieg auf Linux" ist für ihn mehr als eine technische Präferenz – es ist ein Akt der „digitalen Selbstverteidigung" gegen Überwachung und Kontrollverlust.

Er bewundert „autonome Infrastruktur: Selbsthosting, Datenschutz, digitale Souveränität" und lehnt die Allgegenwart von Überwachungsstrukturen und die Datensammelwut großer Konzerne vehement ab.

Gesellschaftliche Doppelmoral

Mit scharfem Blick seziert er die Heucheleien und Widersprüche der modernen Gesellschaft. Ein zentraler Kritikpunkt ist die gesellschaftliche Romantisierung von Alkohol, während Substanzen mit therapeutischem Potenzial wie Psychedelika dämonisiert werden. Er sieht darin eine systematische Förderung der Betäubung, um den Status quo aufrechtzuerhalten.

Ebenso scharf kritisiert er die Doppelmoral „klassischer Linker". Er hat selbst erlebt, wie jene, die öffentlich Solidarität predigen, im privaten Umgang klassistisch, herablassend und vollkommen empathielos handeln.

„Links sein bedeutet angeblich, sozial Schwache einzubeziehen. In Wahrheit wirst du ausgeschlossen, wenn du nicht das richtige Wissen oder Vokabular hast. Statt zu erklären, kommen Kampfbegriffe. Wer nicht ins Schema passt, fliegt."

Die innere Welt: Zwischen Sehnsucht, Schmerz und Poesie

Die ambivalente Sehnsucht nach Nähe

Ein zentrales Thema in seiner inneren Welt ist der tiefe, aber widersprüchliche Wunsch nach Verbindung. Er beschreibt eine intensive Sehnsucht nach einem Lebensgefährten, die im direkten Kontrast zu seiner Unfähigkeit steht, stabile soziale Beziehungen als selbstverständlich zu erleben.

„Ich sehne mich zutiefst nach einer verbindlichen Partnerschaft – nach Nähe, Berührung, gemeinsamen Spaziergängen, tiefgründigen Gesprächen, spirituellem Austausch und alltäglicher Geborgenheit. Die Welt da draußen ist hart, oft entmenschlicht. Ich wünsche mir jemanden, der meine neurodivergenten Facetten versteht, mit mir fühlt, mich ermutigt. Alleinsein zermürbt."

Diese Ambivalenz fasst er in einem prägnanten Satz zusammen: „Meine Sexualität schwankt wie Gezeiten. Mal überrollt mich Verlangen, mal stößt mich alles ab."

Das Flimmern des Selbst: Trauma und Zerrissenheit

Seine traumatischen Erfahrungen haben tiefe Spuren in seinem Selbstbild hinterlassen. Er beschreibt sein inneres Erleben oft in metaphorischer und eindringlicher Weise:

„Es ist, als würde mein Selbstbild in einem ständigen Zustand des Flimmerns verharren – mal ist es klar und scharf, im nächsten Moment verschwommen und brüchig."

Dieses Flimmern manifestiert sich in schwelenden Panikattacken, tiefen Depressionen und einem Gefühl der emotionalen Leere. Sein gesamtes Dasein empfindet er oft als absurd und surreal – ein Gefühl, das er als kafkaesk bezeichnet.

Seit seiner Kindheit lebt er in einer selbsterschaffenen inneren Parallelwelt, um mit der äußeren Realität zurechtzukommen – ein Schutzmechanismus, der ihn bis heute begleitet.

Poetischer Widerstand

Inmitten von Schmerz und Isolation nutzt der Rundfunkautist die Sprache als kraftvolles Werkzeug des Widerstands und der Selbstbehauptung. Sein Schreiben ist oft poetisch, verdichtet und von kämpferischer Entschlossenheit geprägt:

„Ich war nicht zu schwach – ich war zu lange stark."
„Sollte ich je in die Nähe einer Instanz geraten, die intendiert, mir meine Autonomie zu entreißen, so wird diese Begegnung für ebendiese Entität fatal enden."

Der Kampf ums Dasein

Leben am Existenzminimum

Er lebt von rund 12.000 Euro Bürgergeld im Jahr und kämpft mit den alltäglichen Widrigkeiten einer prekären Existenz. Von diesem Betrag sind bereits Miete, Strom, Gas, Deutschlandticket und BAföG-Raten zu zahlen – am Ende bleiben oft nur 200 Euro oder weniger für Lebensmittel, Hygiene und andere Grundbedürfnisse.

„Ich bin links, weil die Realität mich dazu zwingt – nicht für Applaus aus der Bubble. Keine Familie, kein Geld, keine Gesundheit, kein Safe Space. Und wenn dann ausgerechnet privilegierte 'Linke' mein Überleben kommentieren wollen, ist Schluss."

Die Frustration wird weiter durch die Pflicht zur BAföG-Rückzahlung genährt, obwohl er seine Ausbildung aufgrund seiner psychischen Erkrankung abbrechen musste. Diese Erfahrungen zementieren sein Gefühl, von einem kalten und ungerechten System im Stich gelassen zu werden.

Systemversagen im Gesundheitswesen

Sein Vertrauen in das Therapiesystem ist erschüttert. Monatelange Wartezeiten auf Therapieplätze, abgesagte Termine, Therapeuten im Urlaub – während er mit akuten Krisen kämpft. Er beschreibt Erfahrungen in teilstationären Einrichtungen, die mehr verwahren als heilen, und ein System, das ihn ständig unter Druck setzt, zu „funktionieren", anstatt ihm echte Heilung zu ermöglichen.

„Ich bräuchte eigentlich eine monatelange stationäre Trauma-Behandlung. Nicht 'Aktivierung'. Kein 'Arbeitsmarkt'. Kein 'reiß dich zusammen'. Ich brauche jemanden, der mit mir gemeinsam herausarbeitet, was überhaupt die Basis meines Leidens ist. Weil ich es selbst nicht weiß."

Die Last der Vergangenheit

Vor 15 Jahren wurde er als Kind aus seinem vertrauten Umfeld gerissen – ein Ereignis, das ein Trauma auslöste, das bis heute nachwirkt. Er wuchs in einem von Sucht, psychischer Instabilität und Gewalt geprägten Elternhaus auf. Das Jugendamt versagte, Behörden schauten weg.

„Ich kam nie ins Heim. Behördenversagen, Staatsversagen. Jetzt bin ich hier: Innerlich tot. Ich musste als Kind so oft meine besoffene Mutter nachts suchen und dann wurde sie irgendwann von den Bullen aufgesammelt."

Diese prägenden Erfahrungen haben Narben hinterlassen, die sein heutiges Leben fundamental beeinflussen – von seiner sozialen Phobie über seine Beziehungsunfähigkeit bis hin zu seinem tiefen Misstrauen gegenüber Institutionen.

Zwischen Kapitulation und unantastbarer Würde

Das Porträt des Rundfunkautisten offenbart eine Existenz, die von tiefen Spannungen geprägt ist. Auf der einen Seite steht der verständliche Wunsch nach Rückzug und Ruhe, ausgedrückt in Momenten totaler Erschöpfung. Auf der anderen Seite lodert ein unbezwingbarer Drang zur Kritik und ein unbedingter Wille zur Selbstbestimmung.

Seine aktuelle Situation ist von diesem zermürbenden Kampf gezeichnet, doch ein Hoffnungsschimmer liegt in seiner Suche nach einem Neuanfang außerhalb Mitteldeutschlands – ein Versuch, sich toxischen Strukturen zu entziehen und einen Raum für Heilung zu finden.

„Ich wohne seit 5 Jahren an einem Ort, der mich seit 2010 traumatisiert. Mein Zuhause ist kein Zuhause, eher ein Rückzugsort in den Sumpf. Ich will endlich irgendwo leben, wo ich mich sicher fühle – in Gemeinschaft, trotz Neurodivergenz & sozialer Phobie. Ich will dazugehören. Ein würdiges Leben führen."

Trotz aller Widrigkeiten bleibt seine Würde unantastbar. Seine gesamte Existenz, sein Leiden und seine Kritik verdichten sich in einem einzigen, kraftvollen Leitsatz:

„Ich bin nicht der Fehler im System; das System ist der Fehler."
– Rundfunkautist

Soziale Medien & Kontakt

Der Rundfunkautist ist auf verschiedenen Plattformen aktiv und teilt dort seine Gedanken, Analysen und seinen Alltag: